Man muss nicht alles gut finden, was Kern, Lunacek, Pilz oder Strolz tun. Dennoch: Wer es ernst meint mit Demokratie und Rechtsstaat, muss den einen oder die andere mit seiner Stimme unterstützen.

Eine Empfehlung von Ernst Schmiederer

Demnächst wird die „Alternative für Deutschland“mit mehr als 80 Abgeordneten in den deutschen Bundestag einziehen. In dieser Partei geben Menschen den Ton an, die das Berliner Holocaust-Mahnmal als „Denkmal der Schande“ und den politischen Mitbewerber als „Volksverderber“ bezeichnen. Menschen, die Barak Obama einen „Quotenneger“ nennen. Menschen, die im Kampf gegen Flüchtlinge „notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen“ wollen. Menschen, die am Wahlabend versprechen, dass sie „Frau Merkel jagen“ werden.

Und was tun die Herren Strache, Vilimsky & Co? Sie freuen sich. Auf ihren Facebook-Accounts posten sie vor blauem Hintergrund: „AfD großer Sieger auf Platz 3! Herzliche Gratulation aus Wien!“ Und in den Kommentaren dazu dürfen die Fans von AfD und FPÖ die Sau rauslassen: „Ich weiß, es war ein Wunschtraum von mir, aber ich hätte dieses Weib Merkel gerne am Boden gesehen.“

Wie reagiert Herr Kurz mit seiner zur „Bewegung“ regredierten ÖVP auf das deutsche Wahlergebnis? Das sei „wenig überraschend“, sagt er ungerührt. Dass in unserem Nachbarland eine rechtsradikale Partei als „großer Sieger“ – © Strache – aus einer Wahl hervorgeht, kratzt unseren Außenminister an diesem Sonntagabend demonstrativ nicht. Im Gegenteil: Er sieht im deutschen Wahlergebnis Wasser auf seinen Mühlen.

Am Vortag hat uns Kurz in der Wiener Stadthalle ausführlich gezeigt, in welches Licht er die Republik Österreich künftig tauchen möchte: Türkis über alles! Ordentlich bis ins kleinste Detail durchkomponiert  (türkisfarbene Eiskugeln, türkisfarbene Hutbänder, türkisfarbene Sehbehelfe), zielte die unheimliche Inszenierung einer Wahlkampfveranstaltung unter dem Motto „Ich bin dabei“ treffsicher auf Ausschluss: Mehr für fleißige Menschen und Großspender! Nichts für die meisten anderen! Und schon gar nichts für Zuwanderer! Wer sehen will, wie Leitkultur à la Sebastian funktioniert, möge sich durch die Fotoorgie auf dessen Flickr-Account klicken. Was da noch fehlt? Hymne und Gruß!

Andersrum: Es geht ans Eingemachte! Wenn wir es ernst meinen mit Demokratie und Rechtsstaat, müssen wir auch unsere Stimmen ernst nehmen. Wir müssen sie erheben, wir müssen zur Wahl gehen und – Achtung: Spaß – „tun, was richtig ist“.

Es stimmt schon, Kern, Lunacek, Pilz, Strolz, sie alle machen es einem auf ihre je eigene Weise nicht leicht. Sie machen Fehler. Sie haben ihre blinden Flecken. Sie mögen mal zu aufgeregt oder im Gegenteil auch zu wenig angriffig sein. Sie mögen der einen zu trocken, dem anderen zu eitel erscheinen. Aber immerhin sind sie alle integer, professionell, in einem guten Sinn berechenbar.

Meine Empfehlung daher: Schluss mit der Raunzerei! Nicht jede(r) muss alles gut finden, was diesseits von Strache und Kurz gesagt und getan wird. Aber wir alle müssen jetzt unsere Kräfte bündeln und dafür sorgen, dass am 15. Oktober nichts schief geht. #esbleibtdabei #EineMehrheitgegenRechts #wirentscheidendas